Bereits 2017 ließ der Hansa-Park die Marke „Eriksgata“ schützen. Könnte es sich dabei um den Namen der nächsten Neuheit im Themenbereich „Reiche des Nordens“ handeln? Entsteht hier ein Darkride, wie ihn sich viele Fans des Parks schon lange wünschen? Klar ist: Die einstige schwedische Tradition, die sich hinter der Bezeichnung „Eriksgata“ verbirgt, bietet jede Menge Potenzial.
„Nun soll der König seine Eriksgata reiten, und Männer des Landes sollen ihm folgen … so dass er beschützt und sicher ist … Und der König soll jedem Landesteil und jeder Gerichtsbarkeit versprechen, dass er ihnen gegenüber alle seine Eide einhalten wird, welche er in Uppsala geschworen hat, wo er zuerst zum König wurde.“
Aus dem Landesgesetz von Magnus II.
Was genau ist die Eriksgata? Und was hat sie mit der Hanse zu tun, als dass sie in den mittlerweile stark hanseatisch thematisierten Freizeitpark in Sierksdorf passt? Ich habe mich mit einem Knäckebrot – welch Klischee – vor den Rechner gesetzt und recherchiert.
Achtung: Das hier ist alles reine Spekulation, denn bis auf den eingetragenen Markennamen sind noch keine weiteren Details bekannt. Wohl aber scheint der Hansa-Park bereits ganz genau zu wissen, was wann wo passiert. Aufschluss darüber gibt ein Interview von den Lübecker Nachrichten mit Tim Neben, der im Hansa-Park an der Projektentwicklung beteiligt ist. Von Nebens Seite heißt es, dass der Freizeitpark bereits für die nächsten 35-40 Jahre vorausgeplant hat und vorbereitet ist. Na dann wollen wir mal sehen, ob ein Darkride dabei ist.
Inhaltsverzeichnis
Königswahl am Stein von Mora
Schweden, 10 Kilometer südöstlich von Uppsala. Inzwischen liegen hier nur noch Fragmente des einstigen Steins von Mora. Im nordischen Mittelalter war das Monument von großer Bedeutung, denn brauche das Land einen neuen König, dann wurde hier die Königswahl abgehalten.
Allerdings war es anfänglich noch so, dass nur die Vertreter der zentralen Svealand-Region am Stein von Mora anwesend waren, um zu wählen. Die Vertreter aller anderen Regionen stimmten aus der Ferne ab und konnten ihren neuen Herrscher infolgedessen nicht „persönlich kennenlernen“.
Deshalb war es Tradition, dass sich der offiziell gewählte (aber noch nicht gekrönte) König nach dem Wahlprozedere zu einem Ritt durchs Land aufmachte. Historische Befunde bezeichnen diesen Ritt als Eriksgata. Der Name setzt sich zusammen aus „Erik“ = „der Alleinherrschende“ und „Gata“ = „Straße“ auf Schwedisch. Vermutlich kommt der Name daher, dass die Route immer gleich war; also wie die „Straße des Alleinherrschenden“ quer durchs ländliche Schweden.
Das Ziel der Reise war, dass sich „der Neue“ in allen Landesteilen blicken und von den dortigen Vertretern bestätigen lässt. Erst, wenn er seine Eriksgata beendet hatte, fand Befunden nach im Dom zu Uppsala die feierliche Krönung statt.
Untergegangener Brauch
Ab dem 14. Jahrhundert verlor die Sitte der Eriksgata zunehmend an Bedeutung. Denn inzwischen nahmen immer mehr Vertreter auch anderer Regionen persönlich und vor Ort an der Wahl des Oberhaupts teil. Davon abgesehen, führte König Gustav I. Wasa (mein Knäckebrot ist inzwischen aufgegessen) während seiner Herrschaft die erbliche Thronfolge ein. Das machte die Wahl des Königs ohnehin überflüssig und so hatte auch die Eriksgata – wenn überhaupt – nur noch einen symbolischen Charakter. Der letzte König, der sie ritt, war Karl IX. (1550-1611).
Soviel zur Geschichte.
In welchem Zusammenhang könnte die Eriksgata nun mit dem Hansa-Park stehen?
Der Hansa-Park und die „Reiche des Nordens“
Der Hansa-Park setzt sich intensiv mit Geschichten, Sagen und Kulissen der europäischen Hansezeit auseinander. Laut einem Interview des NDR mit dem geschäftsführenden Ehepaar des Hansa-Parks Christoph Andreas und Claudia Leicht strebt der Park an der Ostsee das Ziel der „vollständigen Hanseatisierung“ an.
2015 wurde mit der Achterbahn „Schwur des Kärnan“ auch der neue Themenbereich „Reiche des Nordens“ eröffnet, der inzwischen gewachsen ist und neben „Kärnan“ noch weitere Fahrgeschäfte umfasst.
Was ich denke, ist, dass „Eriksgata“ die nächste neue Attraktion in diesem Bereich sein wird. Vier Aspekte sprechen aus meiner Sicht dafür:
Die Sache ist nur diese: Die Eriksgata hat auf den ersten Blick nichts mit der Hanse zutun. Wo ist also der Twist zur „Hanse in Europa“, den Hanse-Themen des Hansa-Parks?
Die Rolle von Gustav I. Wasa
Da der Hansa-Park immer wieder unterstreicht, dass er „seinen Namen versinnbildlichen“ möchte, glaube ich nicht, dass er bei der „Eriksgata“ plötzlich davon abweichen würde. Also habe ich weiter recherchiert – ganz gezielt auf der Suche nach einem König, der sowohl etwas mit der Eriksgata als auch mit der Hanse zu tun hatte.
Das Ergebnis: König Gustav I. Wasa. Da isser wieder.
Wie bereits erwähnt, war er derjenige, der in Schweden die erbliche Thronfolge einführte und die Königswahl wie auch die Eriksgata überflüssig machte. Er war also der letzte, der den Ritt offiziell absolvierte, bevor dieser freiwillig beziehungsweise symbolisch wurde.
Doch da ist noch mehr.
Wasa kämpfte auch gegen die Privilegien der Hanse in Bezug auf schwedische Häfen. Birger Jarl, der Gründer von Stockholm, hatte der Hanse Mitte des 13. Jahrhunderts sowohl Zollfreiheit als auch das Handelsmonopol gewährt. Stockholm wurde infolgedessen zu Schwedens wichtigstem Exporthafen. Das brachte große wirtschaftliche und kulturelle Erfolge mit sich, führte aber auch dazu, dass das Land abhängig wurde. Noch dazu landeten die Mammutanteile der Gewinne in deutschen statt schwedischen Taschen.
Schon die Herrscher vor Wasa hatten damit ihre Probleme, schufen die Privilegien aber trotzdem nicht ab. Gustav I. Wasa war es dann, der sein eigenes Wirtschaftssystem aufbauen wollte und „die Lübecker“ 1533 um ihre Vorteile erleichterte sowie vertrieb. Auf diese Weise wurde Schweden gänzlich zu seinem Reich, zu einem „Reich des Nordens“. Wie passend zum Namen des Themenbereichs.
Könnte sich eine Attraktion namens „Eriksgata“ also mit dem Aufstieg des Königs und mit dem Niedergang der Hanse in Schweden auseinandersetzen? Und wenn wir annehmen, dass ich korrekt rate: Was könnte das für ein Fahrgeschäft sein?
Bekommt der Hansa-Park einen Darkride?
Aus meiner Sicht ist das Eriksgata-Thema wunderbar für einen Darkride verwendbar. Eine Szene für die Wahl am Stein von Mora. Eine Szene für den Ritt durchs Land. Am Ende vielleicht eine Szene für die feierliche Krönung im Dom zu Uppsala zusammen mit einem mächtigen Orgel-Thema von IMAscore.
Der Hansa-Park hat schon viele Achterbahnen und Attraktionen. Ein Darkride fehlt dem Park noch und wenn man sich in Fankreisen umhört, besteht der Wunsch nach einem Fahrgeschäft dieser Art in jedem Fall. Wenn man bedenkt, wie durchdacht und detailliert die Story und Thematisierung beim „Schwur des Kärnan“ ist, könnte ein Darkride im Hansa-Park auch ziemlich stark werden.
Nur eine Sache spricht gegen die Darkride-Theorie: Die Fläche hinter „Kärnan“ und „Kärnapulten“, die sich für die Neuheit geeignet hätte, wurde frisch bepflanzt – mit jungen Bäumen. Jedoch nicht kreuz und quer, sondern eher randseits drumherum. Diese Bäume würde man sicher nicht einfach wieder entfernen. Vielmehr scheint es, dass die Bäume eine andere Neuheit, die da kommt, ummanteln werden.
Ob diese Neuheit dann in anderer Form etwas mit der Eriksgata zu tun hat, bleibt natürlich abzuwarten. Denn noch einmal: Außer, dass der Hansa-Park die Marke „Eriksgata“ hat schützen lassen, ist noch nichts in trockenen Tüchern. Und es kann ja sogar auch sein, dass man einfach nichts draus macht.
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Quellen:
Markeneintragung „Eriksgata“ beim DPMA
Wikipedia-Seite zur Eriksgata
Internetseite Schwedenstube zur Hansezeit
Interview Christoph Andreas Leicht & Claudia Leicht mit NDR