Adrenalin, wummernde Beats und wohle Gefühle im Einklang: Am 31.08. und 01.09.2024 war ich beim ersten Heidepark-Festival am Start. In diesem Review erzähle ich von meinen Erfahrungen und Highlights und ordne die Kritik ein, die bezüglich des Festivals geäußert wurde und wird.
Inhalte des Reviews
Was ich vorab erwähnen möchte: Das Review ist sehr ausführlich, weil es mir wichtig war, kritische Aspekte konstruktiv einzuordnen. Und auch, wenn ich recht viele negative Punkte thematisiere, soll betont sein, dass das Wochenende auf dem Festival – nicht zuletzt auch dank dem grandiosen Wetter ☀️ – wirklich cool war. Ich würde mich freuen, wenn das Event 2025 in die zweite Runde geht.
Weltenverschmelzung beim ersten Freizeitpark-Festival Deutschlands
Das Heidepark-Festival war das erste Musikfestival Deutschlands in einem Freizeitpark, geplant und umgesetzt von der Dortmunder Veranstaltungsagentur HighLight Production hinter David Davood. Und ja: Die Bezeichnung „Festival“ passte. Man hat da nicht bloß „ein-zwei Bühnen aufgebaut“, auf denen dann „ein bisschen Musik gespielt wurde“, sondern das Event ging tatsächlich in Richtung der Größenordnung waschechter Festivals, wie sie im Sommer zahlreich stattfinden.
Unter dem Motto „Adrenalin meets Music“ beziehungsweise „The Roller Coaster to Music“ stand das Event mit mehr als 18.000 verkauften Tickets für die erstmalige enge Verschmelzung zweier besonderer Welten: Auf der einen Seite der sommerlich-unbeschwerte Flair eines zweitägigen Festivals mit zwei Bühnen und etlichen namhaften Acts; auf der anderen Seite der Thrill, der Spaß und die Lebensfreude eines Freizeitparkbesuchs. Die Idee: Nach Gusto flexibel zwischen beiden Welten wechseln zu können und eine reiche Spätsommer-Erinnerung zu schaffen.
Bei DER Größenordnung und DEM Weltstar-Line-up ein echtes Wagnis
Als das Heidepark-Festival im Oktober 2023 erstmals angekündigt wurde und wenig später auch klar war, wer alles auf den Bühnen stehen würde, war Staunen angesagt: Mehr als 30 nationale und internationale Stars standen auf dem Plakat.
Wincent Weiss würde die einzige Show in Norddeutschland im Jahr 2024 spielen. Omar Rudberg – der Star aus der Netflix-Serie „Young Royals“ und eben auch millionenfach gestreamter Musiker – würde aus Schweden anreisen und performen. Ebenso Zara Larsson. Auch die Briten von Only The Poets würden auftreten, dazu Vanessa Mai, das DJ-Duo YouNotUs, Leony, VIZE oder der aufstrebende DJ und Produzent BENNETT, dem mit „Vois sur ton chemin“ und „Dernière danse“ zwei echt fette Remix-Superhits zuzuschreiben sind.
Und das waren ja noch nicht mal die Headliner:
Hardwell!
Don Diablo!
Felix Jaehn!
The Chainsmokers!
Krass…
Mit diesem starken Line-up aus Pop und Electronic Dance Music war klar: Die Veranstalter hatten nicht etwa vor, im kleinen Rahmen zu starten, sondern sie würden sofort die großen Geschütze auffahren. Gerade bei Hardwell und den Chainsmokers reden wir über weltberühmte Acts und solche, deren Gagen für gewöhnlich in die Hunderttausende gehen.
Es brauchte nicht einmal tiefe Brancheneinblicke, um zu verstehen, dass DAS – vor allem als Premiere – ein echtes Wagnis ist. Ein Wagnis, das wirklich GROSS werden musste, damit es läuft und sich rechnet. Leider kam das Heidepark-Festival dann aber genau hier ins Schlingern, was im Vorfeld wiederum zu gewissen Notentscheidungen und zu lauter Kritik seitens der Fans führte:
Kritische (aber nachvollziehbare) Entscheidungen im Vorfeld
War das Heidepark-Festival zu teuer?!
Wer sich als Early-Bird sofort ein Ticket kaufte, das Oster-Special mitnahm oder Glück bei einem der Gewinnspiele hatte, konnte sparen. Ansonsten lag der reguläre Preis für ein Full-Weekend-Festivalticket bei 199 € und wer nur einen der beiden Tage vorbeischauen wollte, blätterte rund 110 € hin. Dazu kamen noch 20 € Gebühren fürs Parken und die jeweils individuellen Kosten für die An- und Abreise und die Übernachtungen – wahlweise im Heidepark-Abenteuerhotel, auf dem nachträglich noch eingerichteten Camping-Areal oder eben in einer naheliegenden Unterkunft.
DAS war natürlich eine Ansage. Doch so teuer die 199 € auch schienen: Wenn man die Qualität des Line-ups bedachte und auch, dass der Eintritt in den Heidepark während des Festivals inklusive war (sogar mit Betrieb bis in die späteren Abendstunden), schien der Preis angemessen. Sagen wir: Teuer, aber angemessen, aber vielleicht wiederum zu teuer, um die zehntausendweise Nachfrage zu schaffen, die das Event brauchte.
Bereits 2016 sollte im Heidepark ein Festival veranstaltet werden, genauer das „Bulls & Bandits Open Air“. Dieses Event fand mangels Nachfrage im Vorverkauf nie statt. Ein Statement des Chefs von HighLight Production kurz vor dem Event deutete darauf hin, dass es auch hier fast so gelaufen wäre. Und um eine Absage wie einst bei „Bulls & Bandits“ zu vermeiden und tatsächlich stattfinden zu können, war man offenbar gezwungen, gewisse Notbremsen zu ziehen.
Plötzlich krasse Vorverkaufsrabatte
Zuerst entschied man sich dazu, die Tickets zeitweise um satte 50 % zu reduzieren. Ein technischer Fehler führte außerdem dazu, dass man zwei Rabattcodes parallel anwenden konnte und für nur noch circa 60 € statt eben 200 € an Tickets kam.
Für diejenigen, die den vollen Preis bezahlt hatten, war das natürlich eine herbe Schlappe. Vor allem, weil vorher kommuniziert wurde, dass die Tickets eher teurer als günstiger werden. Gleichermaßen dürfte es den Ticketverkauf aber derart angekurbelt haben – wenn auch absolut unwirtschaftlich –, dass sich eine Absage des Festivals verhindern ließ.
Öffnung des Heideparks auch für reguläre Tagesgäste
Ebenso herb erschien die spätere Entscheidung, dass auch reguläre Tagesgäste und Jahreskartenbesitzende während des Festivals den Heidepark besuchen dürfen, obwohl eine Exklusiv-Experience nur für Festivalgäste versprochen war.
Auch hier verstehe ich den Frust darüber, dass der Veranstalter ein wesentliches Versprechen gebrochen hat. Aber auch das dürfte meiner Vorstellung nach ein wichtiger Rettungsring gewesen sein: Geringere Verbindlichkeiten gegenüber dem Heidepark, der aber im Gegenzug seine Tore für alle öffnen darf, um die fehlenden Einnahmen wieder reinzuholen. (Spekulation, aber erscheint mir wahrscheinlich.)
Unglückliche Headliner-Absagen
Bei den ersten zwei Punkten kann man meiner Meinung nach noch ein Auge zudrücken. Es ist extrem doof gelaufen, aber es lief eben zugunsten dessen, dass das Festival stattfinden konnte. Unglücklich war nur, dass das dann auch noch mit zwei Headliner-Absagen kollidierte.
Gut, für die Absage von Felix Jaehn konnte das Heidepark-Festival rein gar nichts. Felix hat aus persönlich-gesundheitlichen Gründen alle kommenden Shows gecancelt, die auf dem Plan standen. Hier muss man eher loben, dass das Festival mit Luca-Dante Spadafora derart schnell einen guten und würdigen Ersatz finden konnte. (Felix Jaehn wünsche ich indes nur das Beste.)
Bei der extrem kurzfristigen Absage der Chainsmokers, also DES Headliners, scheint es etwas anders auszusehen, sodass sich mittlerweile sogar die Verbraucherzentrale äußert – doch solange der Veranstalter kein offizielles Statement dazu abgegeben hat, möchte ich mir noch kein Urteil erlauben. Im Raum steht jedenfalls der Verdacht, dass die Chainsmokers schon recht weit im Voraus abbestellt wurden, trotzdem aber bis zum Abend vorher noch im Line-up standen.
Unbarmherzig herausfordernder Veranstaltungsmarkt
Kurzum lief es in einigen zentralen Punkten deutlich anders als geplant und die Kritik seitens der Fans war und ist absolut verständlich. Was man aber auch sehen muss: Hinter so einem Vorhaben stehen Menschen und Existenzen. Und: Die Veranstaltungsbranche ist in den letzten Jahren unbarmherzig wie die raue See geworden.
Wenn Pläne nicht aufgehen – aus welchen Gründen auch immer –, kann das Wogen verursachen, die dich bis zur Einstellung des Events oder sogar zur Insolvenz gnadenlos mitreißen können. Genau das ist bei etlichen Formaten passiert. Und um sowas zu verhindern, müssen manchmal eben Entscheidungen getroffen werden, die allen wehtun, aber zur Rettung schlichtweg erforderlich sind. (Solange es nicht in falsche und betrügerische Aktionen ausartet, versteht sich.)
Ein solches Festival ist schwer. Entweder du kalkulierst klein und sicher und riskierst Desinteresse. Oder du kalkulierst größer, um so wie das Heidepark-Festival auf die Bildfläche zu gelangen, riskierst aber noch mehr. Ich fühle mit allen, die enttäuscht waren und sind, aber ich fühle auch mit dem Veranstalter, der echten Wagemut bewiesen hat, in dieser Größenordnung so eine Idee umzusetzen. Bei aller vielleicht auch berechtigter Meckerei darf man immer auch etwas Nachsicht üben.
Außerdem: Am Ende kann man ewig die Entscheidungen im Vorfeld auseinanderrupfen, aber am meisten zählt immer noch die Experience vor Ort auf dem Festival. Und wie ich eingangs schon geschrieben habe: Grundsätzlich fand ich’s gut!
Wie war es beim ersten Heidepark-Festival vor Ort?
Das Heidepark-Festival war etwas Neues, etwas Außergewöhnliches und Energiegeladenes, kurzum etwas Cooles. Sich zwei Tage im Wechsel aussuchen zu können, ob man gerade einen der hochkarätigen Acts auf den Bühnen erleben oder lieber Achterbahn fahren möchte, hat für mich ein neues Level in Sachen Freizeitpark-Experience freigeschaltet – auch, wenn da in mancherlei Hinsicht Verbesserungspotenzial war.
Inwiefern?
Zeitweise sehr hohe Wartezeiten an den Achterbahnen und Attraktionen
Besonders müssen wir uns über die Kapazitäten und Operations des Heideparks unterhalten: Gerade am ersten Tag des Festivals war es so voll, dass sich die Wartezeiten an den zielgruppenrelevanten Attraktionen laut App zeitweise bei je 50 bis 70 Minuten einpendelten. Speziell im Kontext des Festivals war das zu viel.
Der Heidepark äußerte sich im Anschluss, dass die Wartezeiten einem normal-vollen Wochenende entsprochen hätten (was erfahrungsgemäß auch stimmt). Aber: Wir reden hier nicht über ein normal-volles Wochenende, sondern über ein Event mit Sonderanforderungen – die Kernidee des Festivals war schließlich, flexibel und schnell zwischen den Bühnen und Rides wechseln zu können und sowohl viele Acts zu sehen als auch viele Fahrten zu schaffen. Dieser Kernidee hätte man mit einem angepassten und auf Geschwindigkeit getrimmten Abfertigungskonzept entgegenkommen müssen.
Wenn eine Fahrt auf „Colossos“ einschließlich der Wartezeit fast so lange wie zwei DJ-Sets auf der Adrenalin-Stage dauert, ist das nicht optimal. Ebenso ist es nicht optimal, wenn du einen bestimmten Act sehen willst und schon recht früh vorher nichts Wesentliches mehr fahren kannst, weil du es sonst nicht rechtzeitig vor die Bühne schaffen würdest. Und wenn du ab 16 Uhr niedrigere Wartezeiten hast und ordentlich fahren kannst, dafür aber die zunehmend interessanten Acts auf den Bühnen verpasst, ist das halt auch eher blöd.
Die Kritik richtet sich ausdrücklich nicht an das Personal an den Attraktionen. Im Gegenteil: Alle waren in bester Laune, haben sich echt bemüht und hatten offensichtlich Spaß daran, dass der Heidepark im Zeichen des Festivals stand. Jede Achterbahn wurde mit mehreren Zügen betrieben – meist allen – und es war extrem cool, dass man sich bis 21 Uhr anstellen und auch Dunkelfahrten erleben konnte. (Das war die vielleicht beste Fahrt, die ich auf „Colossos“ je erlebt habe.)
Um aber jederzeit und vor allem in Stoßzeiten maximal viele Leute „wegfahren“ zu können und die Idee des Festivals bestmöglich zu unterstützen, hätte es enger getaktete Abläufe und vereinzelt vielleicht auch mehr Personal je Attraktion gebraucht. Und wenn sich beides nicht realisieren lässt, müsste man die Kapazität des Festivals beim nächsten Mal stärker auf die realistischen Kapazitäten des Heideparks ausrichten, sodass die Zahnräder wirklich gut ineinandergreifen. (Was wäre gewesen, wenn das Festival einen Sold-out erzielt hätte?)
Festival-Vibe auf kompletten Heidepark ausweiten?
Ach, und wo wir schon bei ineinandergreifenden Zahnrädern sind: Was wäre denn, wenn man beim nächsten Mal nicht die üblichen Attraktions- und Themenbereichs-Soundtracks laufen lässt, sondern Festival-äquivalente Musik einspielt?
Vor den Bühnen fand ich den Festival-Vibe bereits super. Cool war auch, dass die Brassband Knallblech als mobile Band durch den Park lief und immer mal hier und mal dort einen kurzen Auftritt machte. Abgesehen davon war es im Heidepark aber wie immer und vom Festival war nicht viel zu merken. Ich bin mir sicher, dass sich der Festival-Vibe beim nächsten Mal mit mehr passender Musik immens verstärken ließe. Außerdem wären dann auch erhöhte Wartezeiten akzeptabler.
Vor den Bühnen Feelings, Party und Abriss – hier war das Heidepark-Festival eine 10 von 10
Was man aber sagen muss: Die Festival-Atmosphäre, die im Park vielleicht etwas fehlte, hatte man vor den Bühnen in Masse. Feelings, Party, Abriss. Das Programm bestand hauptsächlich aus EDM-Acts. Auf der Adrenalin-Stage mitten im Park legten den ganzen Tag DJs auf. Auf der Main-Stage am Rande des Parks traten tagsüber noch Rock-Pop-Acts und abends dann die ganz großen EDM-Künstler auf.
Ganz ehrlich: Ich hätte als normalerweise Metalhead nicht gedacht, dass mich das musikalische Programm des Festivals derart abholt. Ich habe keinen einzigen der Acts jemals zuvor live gesehen und kannte sehr viele auch gar nicht – abgesehen von den wirklich großen Namen. Vor allem STVW, YouNotUs, VIZE und Luca-Dante Spadafora wurden zu Highlights. Auch was ich von Hardwell, HBz und Wincent Weiss gehört habe, war super, wobei Hardstyle dann doch schon arg an der Grenze des für mich Hörbaren kratzte. Und bei BENNETT oder Only The Poets finde ich es im Nachhinein sogar schade, dass ich sie verpasst habe.
Grundsätzlich: Alles, was irgendwie mit den Stages, dem Sound, dem Licht, den Effekten, der Pyrotechnik und eben den Acts zu tun hatte, verdient eine 10 von 10. Alle Künstlerinnen und Künstler, die ich gesehen habe, haben alles gegeben. Bei den späteren Electronic-Shows ging beinahe jeder Drop mit irgendeinem Effekt einher, teilweise Rammstein-like mit meterhohen Flammensäulen auf dem Bühnendach. Bei Hardwell und HBz am Samstag gab’s Feuerwerke. Und auch, wenn sich die Effekte auf Dauer merklich wiederholten, waren sie jedes Mal einfach cool und anheizend.
Wir reden gewiss nicht über ein Level wie bei Tomorrowland oder Parookaville – da kann ich auch nicht mitreden –, aber ich war sehr positiv überrascht, was man beim Heidepark-Festival alles aufgefahren hat. Großes Lob an die Köpfe dahinter. Und auch mit der generellen Vor-Ort-Organisation war ich weitestgehend happy:
Zufrieden mit der generellen Organisation des Festivals
Ich hatte ein Full-Weekend-Ticket, bin als Hamburger aber zwischengefahren und kann demnach nichts zur Camping- / Übernachtungs-Experience sagen. Das, was ich an organisatorischen Punkten mitbekommen habe, war aber zufriedenstellend.
Beispielsweise ist es im Heidepark normalerweise so, dass man das Ticket für den Parkplatz morgens bei Ankunft schon einscannen muss, um auf den Parkplatz zu kommen. Hier habe ich angesichts des zu erwartenden Andrangs das reinste Chaos erwartet, aber: Die Schranken waren überraschend geöffnet und man konnte einfach durchfahren, was das Prozedere entzerrt hat. Da man bei der Buchung des Parkplatz-Tickets das Kennzeichen angeben musste, nehme ich an, dass die parkenden Autos tagsüber mittels Kennzeichenkontrolle gecheckt wurden.
Danach ging es zum Check-in am Haupteingang. Dort sollten sowohl Festival- als auch Tagesgäste durchgeschleust werden und abermals erwartete ich das reinste Chaos. Anderen Berichten nach kam es hier morgens auch zu längeren Wartezeiten. Als wir aber um kurz nach 12 mittags eintrafen, war davon nichts mehr zu merken und der Check-in dauerte keine 5 Minuten – fix und reibungslos einschließlich ordentlicher Taschen- und Sicherheitskontrolle. Lob dafür!
Einzig an Tag 2 hätte ich mir mit dem schon vorhandenen Festivalbändchen einen Alternativeingang gewünscht, um direkt zur Main-Stage zu gelangen. Leider war dieser aber nicht vorhanden und auch da musste man wieder ganz vor zum Haupteingang und quer durch den Heidepark, um zur Bühne zu gelangen. Nächstes Jahr könnte man über so einen Alternativ-Eingang nachdenken.
Etwas seltsam war auch der Zugang zur Hauptbühne: Statt bei der Hängeloopingbahn „Toxic Garden“ reingehen zu können und direkt bei der Bühne zu sein – stattdessen war dort der Ausgang –, lief man den Hang im hinteren Teil des Parks hoch, hinter dem Freefall-Tower „Scream“ zwischen den Büschen wieder runter und von ganz hinten kommend über die komplette Fläche. Auch das nicht tragisch, ließe sich beim nächsten Mal aber vielleicht optimieren.
Und schließlich wäre da noch die Sache mit den Rucksäcken: Vorab hatte das Festival kommuniziert, dass Rucksäcke größer als DIN-A4 und beispielsweise auch professionelle Kameras auf den Festivalflächen verboten seien. Letztendlich wurde die Regel aber scheinbar wieder gelockert und das will ich definitiv loben. Denn: Alles andere wäre mit Schließfächern und Co. in puren Stress ausgeartet. Ich konnte mich dadurch auch zwecks Fotografie für den Blog deutlich flexibler bewegen. Und Sicherheitsbedenken hatte ich auch keine, da ja vor Betreten des Heideparks alle Taschen und Rucksäcke ordentlich kontrolliert wurden.
Security an den Bühnenzugängen „zu lasch“?
Letzteres dürfte auch der Grund dafür sein, weshalb an den Zugängen zu den Festivalflächen weniger strikt kontrolliert wurde. Diesbezüglich wird die Security in anderen Reviews vielfach als „zu lasch“ bezeichnet. Und ja: Ich habe mich auch gewundert, dass ich bei der Adrenalin-Stage kein einziges Mal den Rucksack öffnen sollte und dass wir das Gelände der Hauptbühne abends nach 21 Uhr unkontrolliert betreten konnten, weil an der Schleuse einfach niemand mehr da war.
Nochmals: Bevor man in den Heidepark konnte, fanden ordentliche Sicherheitskontrollen statt, bei denen man den Rucksack und die Taschen zu leeren hatte. Daher habe ich mich auch mit den „laschen“ Kontrollen an den Schleusen zu den Festival-Bereichen sicher gefühlt. Fraglich ist nur, ob immer auch auf ein vorhandenes Bändchen geachtet wurde:
Anderen Berichten nach liefen zeitweise wohl sehr viele Leute ohne Bändchen auf den Festivalflächen herum. Und gerade abends mit der unbesetzten Schleuse war das ja auch keine Kunst. Zu dem Zeitpunkt konnte wirklich jeder aus dem Heidepark zur Hauptbühne gelangen. Dahingehend darf man die Kontrollen tatsächlich als „zu lasch“ bezeichnen.
Was dann aber wieder das Verhalten der Security nach dem letzten Act bei der Platzräumung betrifft: „Zu lasch“ waren sie hier definitiv nicht. Luca-Dante Spadafora war am Sonntag kaum von der Bühne runter, da kamen sie schon mit ihrer Flatterband-Barriere und scheuchten die Leute stressend und rau vom Gelände. Man ließ mich noch nicht mal 30 Sekunden ein Stück Pizza kaufen, obwohl ich der letzte Kunde war und sofort dran gewesen wäre. Stattdessen hieß es: „Die vor dir sind die letzten – hier gibt’s jetzt nichts mehr.“
So sehr ich verstehen kann, dass die Leute Feierabend machen wollten, aber das wäre definitiv netter, wohlwollender und relaxter gegangen – zumal sowas eben das letzte ist, was du auf und von einem Festival wahrnimmst.
Trotzdem:
Eine solide und gute Premiere eines unerprobten Konzepts
Unterm Strich: JA, natürlich gab’s kritische Entscheidungen, oft mangelnde Kommunikation und verbesserungswürdige Aspekte. Das Heidepark-Festival war nicht immer auf dem Standard anderer Großevents unterwegs, bei denen man merkt, dass sie seit Jahren oder Jahrzehnten einfach laufen.
ABER: Für so eine Erstausgabe eines komplett neuen Konzepts, das weder die Veranstalter noch der Heidepark je zuvor erprobt haben, war das eine sehr solide und gute Nummer mit tollem Vibe. Ich kann nur sagen: Wir hatten Spaß, es gab Highlights, die Stimmung unter den Leuten war prima und genau darauf kommt es am Ende auch an. Der vielfach zu lesenden Äußerung, dass das Heidepark-Festival „eine Vollkatastrophe gewesen“ sei, kann ich mich mit meinen Erfahrungen jedenfalls nicht anschließen.
Sollte das Heidepark-Festival 2025 in eine zweite Runde gehen, bleibt natürlich abzuwarten, wie es angenommen wird und ob man es wieder so groß aufzieht. Doch egal was: Ich für meinen Teil kann nur sagen: Ich würde der Sache eine zweite Chance geben und natürlich auch selbst vorbeischauen, um zu feiern und zu erfahren, was sich seit Runde 1 getan hat.
GOOD TIMES.