Achterbahn "Ziegelblitz" im Jaderpark kurz nach dem First Drop

Review zum „Ziegelblitz“: Neue Familienachterbahn rund um süßes Irrlicht Lütje im Jaderpark

Mit dem „Ziegelblitz“ hat der niedersächsische Jaderpark, gelegen im Norden Oldenburgs, 2024 seine erste große, moderne Achterbahn eröffnet; einen Custom Bobsled-Coaster der Firma Gerstlauer. Und was ich nach meinen Runden gleich nach der Eröffnung sagen kann: Der „Ziegelblitz“ ist nicht nur „eine tolle Erweiterung für den Jaderpark“, sondern gehört tatsächlich zu den besten Familienachterbahnen in Deutschland. Mehr dazu in diesem Bericht.

Hinweis: Ich wurde – und das hat mich sehr gefreut – vom Jaderpark eingeladen, um die neue Achterbahn auszuprobieren und den Park zu entdecken. Umso mehr möchte ich betonen, dass dieser Bericht meine tatsächliche und ehrliche Meinung zum „Ziegelblitz“ und zum Jaderpark widerspiegelt. Und damit rein ins Abenteuer, rein in „Lütjes Moor“:

Schild vom Themenbereich "Lütjes Moor" im Jaderpark zur neuen Achterbahn "Ziegelblitz"

„Lütjes Moor“: Story & Thematisierung des „Ziegelblitzes“

Dass ich auf meinem Blog über eine neue Familienachterbahn schreibe, ist zugegeben eher unüblich. Meist geht es ja doch eher um die dicken, atemberaubenden Flaggschiffe wie zuletzt „Batman Gotham City Escape“ im Parque Warner oder „Toutatis“ im Park Astérix. Doch ob man es glaubt oder nicht: vom Gesamterlebnis her braucht sich der „Ziegelblitz“ da gar nicht zu verstecken. Und das hat auch mit der Story und Thematisierung zu tun.

Ab sofort heißt es im Jaderpark: Hereinspaziert in „Lütjes Moor“! Die Gäste des Parks dürfen auf etwa 4.000 Quadratmetern Wesermarsch-Land den ersten Bauabschnitt eines neuen Themenareals erleben, an dem der Freizeitpark insgesamt etwas über 5 Jahre geplant und gebaut hat. Neben der neuen Familienachterbahn steht die Kulisse einer historischen und authentisch nachgebildeten Ziegelbrennerei im Mittelpunkt. Und auch ein neues Maskottchen kommt hier namensgebend ins Spiel: das kleine, freundliche Irrlicht Lütje. Doch was hat es mit der Ziegelei und dem Irrlicht auf sich?

Zeitungsausschnitt zu Lütje bei neuer Achterbahn "Ziegelbltz" im Jaderpark

Große Zündholzkrise und kleiner, glühender Held

Die Einheimischen des Moorlands haben es mit einer akuten Holzkrise zu tun – zurückzuführen, so berichten es ausgehängte Zeitungsausschnitte, auf Extremwetter und ineffiziente Forstpraktiken. Durch die Krise sind inzwischen auch Zündhölzer ausgesprochen knapp. Die örtliche Ziegelei hat demnach große Schwierigkeiten, ihre Öfen anzufeuern und den Betrieb aufrecht zu erhalten.

Gleichzeitig berichten andere Zeitungsausschnitte von immer mehr Sichtungen sagenumwobener Moorlichter, die sich mit speziellen Laternen einfangen lassen. Bei Lütje, einem jener Irrlichter, ist es gelungen. Und mehr noch: Brennmeister Werner fand heraus, dass man die Energie des Lichtchens umwandeln und dann für die Befeuerung der Öfen nutzen kann. Das Ding ist nur: Lütje ist überaus quirlig und macht sich gern auch mal aus dem Staub.

Als wir gerade die Ziegelei erkunden, passiert es mal wieder – und man bittet uns um unsere Mithilfe. So beginnt in den kleinen Laternenwagen des „Ziegelblitzes“ ein aufregend-wilder Ritt durchs Moor; kichernd-Lütje hinterher.

Blanker Stahl, rauer Stein und Ton

Schon die Story hinter „Lütjes Moor“ ist, mitentwickelt von IMAmotion, äußerst detailverliebt. Genauso verhält es sich auch mit dem Themenbereich und der historischen Ziegelei. Das Areal wirkt rustikal, wirkt industriell. Blanker Stahl, rauer Stein und Ton bilden die Szenerie, die sich der Jaderpark nach dem Holz im kanadisch inspirierten „Grizzly Adventure“ und der Lehm-Optik im „Okavango Delta“ für den „Ziegelblitz“ und „Lütjes Moor“ ausgedacht hat.

In Zusammenarbeit mit hauptsächlich regionalen Firmen, aber auch mit viel Engagement und kreativer Handarbeit des Jaderpark-Teams selbst, hat man erneut ein tolles, authentisches und requisitenreiches Areal geschaffen. Viele der Requisiten stöberte man Parkangaben zufolge auf Flohmärkten oder bei eBay auf – darunter beispielsweise eine alt-echte Ziegelfertigungsanlage, die sich im Außenbereich findet, und eine sogar funktionstüchtige Dampfmaschine.

Bereits draußen macht „Lütjes Moor“ mit der gelungenen Fassade der Ziegelei was her, auch, wenn der Bereich zugegebenermaßen noch recht überschaubar wirkt. So ist es bei einem ersten Bauabschnitt eben. Drinnen wird es dann aber richtig gut. Verschiedene Szenen und stimmungsvolle Licht- und Soundeffekte erzeugen eine coole Atmosphäre, die große Lust aufs Einsteigen macht. Und damit komme ich ohne zu viele Spoiler auch gleich zur Achterbahn selbst.

Eindruck gefällig?

Onride-Foto von "Ziegelblitz"-Achterbahn im Jaderpark während Fahrt

Achterbahn „Ziegelblitz“: Bester Bobsled-Coaster?!

Mit einer kurzen Beschleunigung schießt es uns zwischen den Öfen der Ziegelei durch eine Rauchschwade ins Freie und kurz darauf direkt wieder rein ins Dunkle. Wir bremsen ab, haken behutsam in die Kette des Lifts ein und fahren – begleitet von einem Soundtrack – wie auf der Aufzugbrücke einer Dampfziegelei empor. Plötzlich schießt vor uns ein blauer Lichtpunkt voraus. „Schnell hinterher! Lasst ihn nicht entwischen!“, ruft uns eine aufgeregte Stimme zu.

Uns wird klar: Das muss Lütje gewesen sein. Und so verlieren wir, oben auf 21 Metern angekommen, auch gar keine Zeit und eilen in einer überraschend steilen und rasanten First-Drop-Rechtskurve hinfort. Zum Glück sind wir Lütje daraufhin schnell wieder auf der Spur. Doch was wir herausfinden werden: das Lichtchen bewegt sich ganz schön wendig. Und wer es fangen will, muss erstmal mit ihm mithalten.

Achterbahn "Ziegelblitz" im Jaderpark in einer der verschlungenen Kurven

Fünfzehnter Bobsled-Coaster der Firma Gerstlauer

Schon seit Jahren strebt der Jaderpark nach dem Ziel, sich mittel- bis langfristig zu einem der besten Familienfreizeitparks in Deutschland zu entwickeln. Und nunmehr hat er nach der „Holzwurm-Achterbahn“ aus dem Jahr 1996 auch seinen ersten wirklich großen und modernen Coaster bekommen.

Genauer ist der „Ziegelblitz“ der fünfzehnte Bobsled-Coaster der bayrischen Firma Gerstlauer. Seit jeher zählen diese Achterbahnen mit zu den besten Modellen, die man sich in Sachen Family-Coaster hinstellen kann. Sie zeichnen sich durch meist kreative Layouts mit den Elementen typischer „Wilder Mäuse“ als auch Steilkurven und Hügeln aus.

Der Vorteil: Während bereits kleine Kinder mitfahren dürfen – beim „Ziegelblitz“ ab 4 Jahren und 105 cm Körpergröße –, haben auch Erwachsene bei den abwechslungsreichen Fahrerlebnissen ihren Spaß. So sind Bobsled-Coaster eine Art von Achterbahn, die wirklich alle abholt.

Achterbahn auf sehr hohem Niveau mit ausgeprägtem Innovations- und Nachhaltigkeitswert

Auch für den Jaderpark war das – einschließlich der Extrameile, die der Park grundsätzlich geht – die ideale Erweiterung. Und wenn man mal sämtliche Familienachterbahnen in Deutschland und Bobsleds allgemein nebeneinanderstellt, spielt diese Anlage als Gesamterlebnis weit vorne mit. Der „Ziegelblitz“ wartet mit einem coolen und spaßigen Custom-Layout auf, fährt sich angenehm, wird mitarbeiterseits super abgefertigt, ist aufwändig thematisiert und hat eine süße und vor allem auch verständlich erzählte Hintergrundgeschichte. Und dann kommt da noch der Innovationswert obendrauf:

Erstmals bei einem Bobsled-Coaster hat Gerstlauer einen zügigen Rückwärts- und Vorwärtslaunch mit Reibrädern eingebaut. Die Chaisen mit jeweils bis zu 4 Personen an Bord werden aus dem Stillstand rückwärts und dann rollend vorwärts vorausbeschleunigt. Erstmals kommt dabei auch ein Stromspeicher zum Einsatz, der netzentlastend die Stromspitzen reduziert und somit auch dem Anspruch des Jaderparks in Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz gerecht wird. Und dann gibt es sogar noch ein drittes „Erstmals“: den Non-Inverted-Immelmann.

Achterbahn "Ziegelblitz" im Jaderpark auf der Abfahrt in die Grube

2 Wochen Rechenarbeit für nur eine Steilkurve

Nach einer der Blockbremsen rauscht du eine nochmals ziemlich hohe und steile Abfahrt herunter, mitten hinab in einen Graben. Anschließend geht’s über der Warteschlange sofort wieder steil und fast 90° zur Seite geneigt nach oben-rechts, wo sich der Wagen fix zurück in die Aufrechte dreht. Das ist eine durchaus intensive Fahrfigur, die man bei Familienachterbahnen sonst so schnell nicht findet. Und hier wird die erwähnte Extrameile noch einmal extra deutlich:

Wer das Element genauer betrachtet, wird feststellen, dass oben am Scheitelpunkt die Stütze „fehlt“. Das war ein Wunsch des Parks, um das Element noch beeindruckender aussehen zu lassen. Und um diesen Wunsch zu erfüllen, hat das zuständige Ingenieurbüro Stengel, wie uns Parkleiter Andy Ludewigt bei unserem Besuch erzählt, einfach mal zwei volle Wochen an dem Element gerechnet. Ähnlich vielleicht wie beim eingehausten Lifthill, der auch nur ganz unten und ganz oben auf einer Stützkonstruktion lastet und sich ansonsten selbst trägt.

Größtes Projekt bisher in der Transformation zum Themenpark

Der Jaderpark arbeitet schon vielen Jahren daran, sich jedes Jahr noch ein Stück mehr herauszuputzen und sich noch detailverliebter zu präsentieren. Aus dem maroden Zoo von vor 1996 wurde zunächst eine schöne Mischung aus Zoo und Freizeitpark, die sich spätestens seit 2013 zunehmend in einen anspruchsvollen Themenpark verwandelt.

Auf diesem Weg zum Themenpark ist der „Ziegelblitz“ bis dato die Klimax aller Investitionen und Erweiterungen und das größte Projekt bisher im Jaderpark. Schon für die Wasserbahn „Okavango River“ hatte man zur Saison 2021 satte 1,8 Millionen Euro in die Hand genommen, auch, um beispielsweise in Sachen Wasseraufbereitung neue Maßstäbe zu setzen. Jetzt beim „Ziegelblitz“ waren es nach Angaben des Parks rund 5,5 Millionen Euro und damit noch einmal deutlich mehr.

Als Fazit kann ich nur festhalten: Well done und Besuchsempfehlung! Denn nicht nur der „Ziegelblitz“ sticht heraus und ist entdeckungswert, sondern auch der ganze Jaderpark an sich. Man muss sich nur bewusst darüber sein, dass man hier (noch) nicht von einer Achterbahn oder einer Attraktion zur nächsten schnellt, sondern dass es vielmehr darum geht, rundum einfach einen schönen und entspannten Tag zu verbringen. Weitere Informationen zum Jaderpark sowie zu Preisen und Öffnungszeiten gibt’s auf deren Website jaderpark.de.

Eike der Achterbahnreporter im Hansapark mit Kamera

Moin, ich bin Eike, der Achterbahnreporter. Seit über 3 Jahren reise ich quer durch Deutschland und Europa, um die besten Freizeitparks und ihre Achterbahnen und Attraktionen zu entdecken. Hier auf meiner Seite erzähle ich von ihnen, empfehle dir lohnenswerte Ziele und gebe dir hilfreiche Tipps für deine Reise. (Die ganze Story →)