Barrel-Roll vom Timber Drop in der Fraispertuis City

Timber Drop, Fraispertuis City: Steilste Achterbahn Europas zu höchsten Bäumen der Welt

30 Meter hoch, bis zu 66 Stundenkilometer schnell, 420 Meter Strecke und … Moment … 113,1 Grad Gefälle?? Ja, tatsächlich. Der „Timber Drop“ in der Fraispertuis City in Frankreich hat die steilste Abfahrt auf einer Achterbahn in Europa. (Zur Eröffnung war es sogar der Weltrekord. Doch leider musste die Bahn ihren Titel schon ein paar Wochen später an die nochmals steilere Achterbahn „Takabisha“ weiterreichen.)

Es handelt sich um die dritte Auslieferung des sogenannten „El Loco“-Coasters des amerikanischen Herstellers S&S Worldwide. „El Loco“ ist die Bezeichnung eines äußerst kompakt designten und replizierbaren Achterbahnlayouts. Neben dem supersteilen Drop enthält das Layout noch weitere eher unübliche Elemente. So unterscheidet sich der „Timber Drop“ zwar kaum von den beiden vorher konstruierten „El Loco“-Bahnen, hält aber doch den Neigungswinkel-Rekord und besticht zusätzlich durch eine aufwändige und detailverliebte Thematisierung.

Bei meinem Besuch in der Fraispertuis City – ein Park, der übrigens auch über die Bahn hinaus sehr empfehlenswert ist – habe ich den „Timber Drop“ neugierig ausprobiert und stelle die Rekord-Achterbahn Europas in diesem Bericht näher vor.

Die Geschichte der grenzenlosen Abholzung der kalifornischen Rotwälder

Wir sind im Redwood-Nationalpark, circa 500 Kilometer nördlich von San Francisco: Die dicht bewaldete Landschaft zählt zu den Weltnaturerben der UNESCO und ist das Zuhause der höchsten Bäume der Erde. Diese sogenannten Küstenmammutbäume können über 110 Meter hoch werden und einen Durchmesser von über 7 Metern entwickeln. Sie wachsen nur hier und sind heute strikt durch den Nationalpark geschützt – doch das war nicht immer so: 

Mit der Besiedelung des Westens, die vor allem mit dem kalifornischen Goldrausch zwischen 1848 und 1854 so richtig Fahrt aufnahm, wuchs der Bedarf an Bauholz. Dieser Bedarf führte dazu, dass die Redwoods, also Rotwälder, ohne Rücksicht auf Verluste immer exzessiver gerodet wurden. Ein einziger Mammutbaum lieferte immerhin genug Holz, um mehr als ein Dutzend Häuser zu bauen. Und so ging es, bis die Bäume beinahe vollständig abgeholzt waren.

Später im Jahr 1968 errichtete man zum Schutz und zur Erholung der restlichen Baumbestände den Redwood-Nationalpark, der durchaus auch ein Mahnmal ist: Denn natürlich geht es um ein wesentliches Kapitel in der Entwicklungsgeschichte Amerikas, doch ist dieser Teil verbunden mit dem schier grenzenlosen Raub an der Natur.

Und genau da setzt seit 2011 auch der „Timber Drop“ in der Fraispertuis City thematisch an:

Achterbahn in der Kulisse eines traditionellen Holzfäller- und Sägelagers

Die Fraispertuis City nahe der nordostfranzösischen Stadt Jeanménil versetzt ihre Gäste zurück in jene heiße Phase der Besiedelung. Doch dabei steht eben nicht etwa der Goldrausch im Fokus, sondern seine Konsequenzen. Der „Timber Drop“ erscheint im Kontext der Abholzung als traditionelles Holzfäller- und Sägelager. Das Tal der stark übergeneigten Abfahrt der Achterbahn wurde in einen 18 Meter hohen Baumstumpf hineinkonstruiert, der an einen der Mammutbäume erinnert.

Tatsächlich hat der Freizeitpark rund ein Viertel der Gesamtinvestition von rund 4 Millionen Euro in die Thematisierung gesteckt. Bei der Umsetzung war unter anderem auch die französische Firma Artistic Concrete Workshop beteiligt. Deren Portfolio umfasst bis heute beispielsweise auch „Kondaa“ im Walibi Belgium, „Wodan“ und „Blue Fire“ im Europa-Park, „Chiapas“ im Phantasialand oder „Nessie“ und den „Highlander“ im Hansa-Park. Später beteiligte sich das Unternehmen auch an der Thematisierung des Fraispertuis-Freifallturms „Golden Driller“.

Jahrelanges Engagement für die Aufforstung

Natürlich hätte man dabei bleiben können, die Attraktion im Holzfällerstil zu thematisieren und einen Kontext zu den Redwoods herzustellen. Doch die Fraispertuis City geht seit Anbeginn des Betriebs der Achterbahn einen Schritt weiter. Am nachgebildeten Baum ist ein Fahrgast-Zähler installiert und für jeden 500sten Fahrgast spendet der Freizeitpark in Zusammenarbeit mit einer Stiftung einen Baum.

Im Redwood-Nationalpark wird inzwischen zwar nichts mehr abgeholzt, doch dafür noch exzessiver an anderen Flecken der Erde. Die Fraispertuis City sensibilisiert für diese verrückten Zustände. Seitdem der „Timber Drop“ seine Runden dreht, sind schon mehr als 3.000 Bäume zusammengekommen.

„Timber Drop“: Kompaktes doch überraschendes Layout

Ich fahre über die Kuppe. Links, rechts und geradeaus bietet sich ein herrliches Panorama über den Park und entgegen der nadelbewachsenen Hänge der Vogesen. Wie bei jeder Achterbahnfahrt ist es ein Moment der maximalen Vorfreude auf das, was kommt. Doch in diesem Fall ist es auch eine Portion kribbelnde Furcht. Der Lift entlässt mich in eine eng geschnittene Kurvenkombination. Was auch immer mich auf dem „Timber Drop“ sogleich erwartet: Ich habe keine Vorstellung, wie sich die Achterbahn fahren und anfühlen wird.

10 Meter, 5 Meter, 2 Meter, … das Fahrzeug fährt direkt auf den spektakulären Abgrund zu. Und dann geht es rasend schnell. Auf der Einfahrt in den Absturz sind Bremsschwerter installiert, doch ich spüre sie kaum. Das Fahrzeug windet sich mit Wucht in den Drop hinein. Mein Körper möchte wer weiß wohin entweichen. Wir stürzen mitten in den Baumstumpf hinein. Und es ist noch einmal 16,1 Grad steiler als der bisher steilste Neigungswinkel, den ich auf der „Flucht von Novgorod“ im Hansa-Park erlebt habe.

Während der anschließenden Auffahrt reißt es mich mit überraschend starken Lateral-Kräften nach links herum. Ich passiere eine 45 Grad nach außen geneigte Kurve und scheine dabei fast gegen einen anderen Streckenteil zu stoßen. Dann kommt eine langsame, mehrere Sekunden dauernde Überkopffahrt und in einem halben Looping rausche ich nach unten. Der „Timber Drop“ stellt sich als wendig heraus und bietet ein Fahrgefühl, das sich tatsächlich kaum mit anderen Achterbahnen vergleichen lässt, die kein „El Loco“ sind. Es ist Spaß, Überraschung, Nervenkitzel.

Genau die richtige Achterbahn für die Fraispertuis City

Tatsächlich reichen 62 x 15 Meter Grundfläche, um eine Achterbahn wie den „Timber Drop“ zu bauen. Und es ist erstaunlich, was für ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Layout man auf dieser geringen Grundfläche realisieren kann.

Für die Fraispertuis City als Familien-Freizeitpark war der „Timber Drop“ eine ideale Erweiterung. Die Achterbahn braucht kaum Platz, bescherte dem Park einen bis heute bestehenden Europarekord und ist ab bereits 122 cm Körpergröße sogar für mutige Kinder geeignet. Bei den Gästen kommt sie überaus gut an und auch die X-te Fahrt macht noch Laune. Außerdem hat man die Achterbahn clever direkt am vorderen Parkrand platziert. So ist die faszinierend-explosive Konstruktion mit das Erste, was Gäste bei ihrer Ankunft in der Fraispertuis City wahrnehmen.

Für mich persönlich ist der „Timber Drop“ trotz der rekordhaltenden Abfahrt keine Achterbahn, die es im Ranking sonderlich weit nach oben schafft. Zu groß ist da die Konkurrenz durch ganz andere Bahnen. Trotzdem hat mir der „Timber Drop“ als eine der beiden Hauptattraktionen der Fraispertuis City super gefallen. (Und der Freizeitpark an sich sowieso.)

Neue Familien-Thrill-Achterbahn in der Mache

Wenn du den „Timber Drop“ auch mal ausprobieren möchtest, würde ich dir empfehlen, noch bis zur Saison 2024 oder spätestens 2025 zu warten. Die Fraispertuis City ist dank der großen Auswahl an originell gestalteten Fahrgeschäften, den schönen Themenbereichen und der Gastfreundschaft zwar auch jetzt schon definitiv einen Besuch wert. Doch es soll eine große Achterbahn-Neuheit entstehen.

Die neue Achterbahn soll einmal mehr Family und Thrill zusammenbringen und die teuerste Einzelinvestition in der Geschichte des Freizeitparks werden. Leider ist noch nicht allzu viel über die Neuheit bekannt. Doch sieht man sich das stetig steigende Niveau des Parks und all seiner jüngeren Neuheiten an, wird es sich aus meiner Sicht lohnen, noch abzuwarten.

Und wem die Reise nach Nordost-Frankreich auch mit jener neuen Achterbahn noch nicht lohnenswert erscheint, kann die Fraispertuis City easy mit einem Besuch und Aufenthalt im beliebten Europa-Park verbinden. Die beiden Parks sind nur zwei Autostunden voneinander entfernt und zum Europa-Park muss man glaube ich nicht viel mehr schreiben😊.

Eike der Achterbahnreporter im Hansapark mit Kamera

Moin, ich bin Eike, der Achterbahnreporter. Seit über 3 Jahren reise ich quer durch Deutschland und Europa, um die besten Freizeitparks und ihre Achterbahnen und Attraktionen zu entdecken. Hier auf meiner Seite erzähle ich von ihnen, empfehle dir lohnenswerte Ziele und gebe dir hilfreiche Tipps für deine Reise. (Die ganze Story →)