Die Superpower Batmans und der rasiermesserscharfe Charakter des Jokers verschmolzen in Stahl: Es ist das erste Mal seit 21 Jahren, dass der Parque Warner südlich der spanischen Hauptstadt Madrid wieder eine neue Groß-Achterbahn eröffnet hat. Der Name dieses Schmuckstücks: „Batman Gotham City Escape“.
Dabei handelt es sich um einen Multi-Launch-Coaster der neuesten Generation des Herstellers Intamin, der nicht nur mit drei intensiven Launch- beziehungsweise Boost-Strecken, vier Inversionen, diversen Airtime-Momenten und einer gekonnten Thematisierung aufwartet, sondern erstmals bei einem solchen Intamin-Coaster auch ein OnBoard-Soundsystem besitzt.
Je näher der Besuch im Parque Warner rückte, desto mehr Aufregung spürte ich in mir. „Batman Gotham City Escape“ schien alles zu haben, was ich von einer starken Achterbahn erwarte, und schien damit in der Lage zu sein, die oberen Platzierungen meines persönlichen Achterbahn-Rankings aufzumischen. Obendrauf sprachen seit der Eröffnung der Bahn am 13.05.2023 immer mehr Leute ihre pure Begeisterung über die Bahn aus. Dabei wurden oft auch Vergleiche mit der Achterbahn „Toutatis“ im französischen Parc Astérix angestellt, aus denen „Batman Gotham City Escape“ vielfach als Sieger hervorging.
Mit all diesen Berichten und der Vorfreude im Gepäck habe ich mich also sofort im Juni 2023 nach Madrid aufgemacht, um die neue Achterbahn des Parque Warner auszuprobieren. (Mit dem Movie Park Saisonpass Gold oder Platin kommst du übrigens 1x jährlich kostenlos in den Parque Warner und sparst so 45 bis 55 € Eintritt.)
In diesem Review und Bericht nehme ich dich mit nach Madrid und erzähle dir mehr über „Batman Gotham City Escape“. Welchen Eindruck hat der Coaster letztlich gemacht und hat er mein Ranking tatsächlich aufgemischt?
Die fiese Lachgas-Attacke des Jokers auf Wayne Manor
Erstmals lässt Bruce Wayne alias Batman die Tore und Türen seines prachtvollen Anwesens öffnen und bietet mit Besichtigungstouren eine exklusive Chance, in die geheimnisvollen Relikte und Geschichten der Wayne Manor einzutauchen. Der Andrang ist groß. Es ist DIE neue Attraktion in Gotham City. Jedoch mit einem Wermutstropfen: Wayne kann nicht persönlich anwesend sein, um seine Gäste zu begrüßen. Deshalb heißt er sie mit der wie gewohnt markant verzerrten Stimme per Tonübertragung in der Bibliothek der Wayne Manor willkommen.
Doch als er gerade näher ausholen und die Regeln während der Tour erklären möchte, bricht die Übertragung mit einem Störsignal ab. „Bla bla bla bla. Regeln. Keine spaßige Angelegenheit. Ihr seht aus, als könntet ihr ein Lachen gebrauchen…“ – der Joker erscheint auf den Screens und verdeutlicht, dass er jetzt die Kontrolle über die Wayne Manor hat. Aus dem großen Kamin wabert grün eingefärbter Rauch, den der Joker als Lachgas beschreibt. Ebenso gut könnte es aber auch Betäubungsgas sein.
Batman realisiert in der Ferne sofort, dass seine Gäste in der Mansion höchster Gefahr ausgesetzt sind, und aktiviert das Evakuierungsprotokoll. Nach kurzen und klaren Sicherheitsanweisungen öffnet sich in der Wand der Bibliothek eine Geheimtür, die zu einem schmalen Korridor führt. Dieser führt wiederum zum überaus sensiblen Schutz- und Kontrollraum des Superhelden, der Batcave, und dann per Durchbruch weiter zur U-Bahn von Gotham City. Dort wartet – anstatt eines Zuges – das Batmobil, das Bruce Wayne seinen Gästen für die Flucht aus Gotham City bereitstellt.
Werden sie dem Joker entkommen?
Parque Warner Madrid: Aus dem Nichts erschaffen
Der Parque Warner wurde zur Saison 2002 als Warner Bros. Movie World Madrid aus dem Nichts erschaffen und eröffnet. Sogleich fanden sich in den vollkommen neu gestalteten Themenbereichen des Parks auch mehrere große Achterbahnen und andere Attraktionen.
Jedoch – und hier verlief die Geschichte sehr ähnlich wie beim deutschen Movie Park Germany – kam es durch ausbleibende Gewinne und demnach immer höhere Schulden noch in den Zweitausenderjahren zu mehrfachen Anteilsverkäufen und Besitzerwechseln. Letztendlich kaufte die spanische Parques-Reunidos-Gruppe den Freizeitpark inklusive aller Warner-Lizenzen auf, die von den vorigen Anteilsaktionen in diesem Fall unberührt blieben.
Und dann? Nichts.
In all den nächsten Jahren verhielt sich der Parque Warner, was Neuheiten und Erweiterungen betraf, äußerst zurückhaltend. Während andere Parks mit einer vergleichbaren Größe nahezu jedes Jahr neue Attraktionen präsentierten, setzte der Parque Warner nur wenige und bis auf den angrenzenden Wasserpark überwiegend kleinere Neuheiten um. Logisch: Nachdem der Park für rund 368 Millionen Euro gebaut wurde und anschließend heimischen Quellen zufolge rund 260 Millionen Euro Schulden aufbaute, war Sparkurs angesagt. Doch Parques Reunidos schaffte es über die Jahre, die Gewinn-Verlust-Rechnung umzudrehen und den Park wirtschaftlich profitabel zu machen.
So konnte man jetzt mit „Batman Gotham City Escape“ einen mächtigen, über 20 Millionen Euro teuren Trumpf spielen und generiert verdientermaßen europaweite und internationale Aufmerksamkeit. Die Achterbahn ist wie das finale „WIR SIND ZURÜCK“ eines Freizeitparks, dessen Zukunft anfangs noch ungewiss war.
Die Kulisse von Gotham City und der neue Inverted-Stall
Auf dem Weg zur Achterbahn laufe ich durch einen düster und verrottet wirkenden Straßenstrich der Stadt Gotham, die zuvor durch den Joker in Chaos und Anarchie gestürzt wurde. Überall finden sich Hinweise auf den Joker. Fahndungsplakate weisen darauf hin, dass er nach wie vor auf freiem Fuß ist.
Die Straße wirkt Comic-artig und zählt zur „DC Super Heroes World“ des Freizeitparks, die schon von Anfang an existierte. Nach Angaben von Parque-Warner-Fans und -Kennern hat sich angesichts von „Gotham City Escape“ auch gar nicht so viel verändert. Doch ein neuer Augenschmaus findet sich trotzdem: Der spektakuläre Inverted-Stall, in dem die Insassen der Achterbahn mehrere Sekunden kopfüber fahren, zieht sich prominent einmal quer über die Dächer und die Straße. Was für ein imposanter Anblick, vor allem wissend, dass es mit all dieser Höhe das letzte Element der Achterbahn vor der Schlussbremse ist 😍.
Fasziniert laufe ich unter dem Stall hindurch und ein Stückchen weiter, wo sich dann auch der Eingang der neuen Achterbahn findet. Die Tore des Anwesens sind geöffnet und die Wayne Manor erscheint als kleines, schlossartiges Gebäude, das grundsätzlich den schon immer recht freien Interpretationen der Wayne Manor in den Batman-Comics und -Filmen entspricht. Ich habe mir den Nachbau zwar noch etwas prunkvoller, detailreicher und größer vorgestellt, aber sei’s drum: Ich stelle mich auf dem Vorplatz für die Führung an und entere das Haus.
„Batman Gotham City Escape“: Intamin-Championship im Süden von Madrid
Dispatch. First Row. Wir verlassen die Kulisse des Gothamer U-Bahnhofs und in meinem Kopf spielen sich die epischen End-Szenen aus Christopher Nolans Meisterwerk „The Dark Knight“ ab: Die inszenierte und eigentlich unrechte Flucht des verletzten Superhelden aus Gotham City, nur, um den anarchischen Plan des Jokers nicht aufgehen zu lassen und das Böse zu besiegen. „Er ist ein stiller Wächter, ein wachsamer Beschützer, ein dunkler Ritter.“ Und jetzt sind wir es, die die Flucht antreten.
Gänsehaut.
Doch es bleibt kaum Zeit, um in Filmszenen zu schwelgen. Durch eine Nachrichtenübertragung in Batmans Schutzraum haben wir schon erfahren, dass es nicht nur der Joker auf uns abgesehen hat, sondern auch andere Bösewichte in Gotham City ihr Unwesen treiben. Allen voran sei Poison Ivy genannt, die ganze Hausfassaden mit ihren toxisch mutierten und angriffsfähigen Superpflanzen einhüllt. Wir müssen schleunigst die Stadt verlassen, bevor es zu spät ist und die Schurken uns erwischen.
Die Ausfahrt aus dem Bahnschacht ist wie eine Rampe gebaut. Doch als wir gerade durchstarten wollen, stellt sich uns der Joker auf einem Quad in den Weg und schießt uns schrill lachend einmal mehr sein Lachgas entgegen. Um hier rauszukommen, müssen wir ihn überwinden – und wir entscheiden uns für Vollgas. Das Batmobil ist mit dem stärksten verfügbaren Antriebssystem ausgestattet, das uns ruckartig nach vorn und durch den dicht-grünen Rauch ins Freie katapultiert. Ein herrlicher Power-Launch. Hab ein Grinsen im Gesicht.
Den Joker können wir damit vorerst hinter uns lassen. Doch nach einem kurzen Airtime-Moment und einer kunstvoll langsam durchfahrenen Corkscrew landen wir auf dem Gelände des Robinson-Parks und finden uns vis-a-vis mit Poison Ivy.
Jetzt drücken wir das Pedal richtig durch und das Batmobil beschleunigt pfeifend-knackig auf 104 Stundenkilometer. Wir donnern an Ivy vorbei, durch den von ihren Pflanzen eingehüllten Torbogen hindurch und sofort in einer wilden Drehung den 45 Meter hohen Scenic-Top-Hat hinauf. Dort oben werden wir für einen ganzen Moment langsamer. Gedanken kommen durch: Warum sollten wir tatsächlich fliehen, wenn wir ebenso gut versuchen könnten, den Joker und seine Handlanger zu überwältigen?
Der Scenic-Top-Hat ist die spürbare Wende. Wir wechseln von den Fliehenden zu den Jägern und stürzen uns in einem mehr als senkrechten Winkel von 98 Grad spektakulär ins Gefecht. Nach der Flucht des dunklen Ritters in Nolans Teil 2 ist dieser Moment frei interpretiert wie die sensationelle Rückkehr des Superhelden in Teil 3, „The Dark Knight Rises“. So wird das Gute gewinnen – und Gotham City wird ein für alle Mal sicher sein.
„Batman Gotham City Escape“: Erster innovativer Multi-Launch-Coaster Spaniens
„Batman Gotham City Escape“ zählt zu den schnellsten, höchsten und längsten Achterbahnen Spaniens und war kurz vor dem Multi-Dimension-Coaster „Uncharted“ in der Port Aventura World die erste Achterbahn des Landes mit mehreren Launches und Boosts. Für das Land ist das eine echte Innovation, denn bis dato waren Katapultachterbahnen mit Ausnahme von „Furius Baco“ und „Red Force“ – übrigens beide unter den Top 5 der schnellsten Achterbahnen Europas – kaum vertreten.
Der Parque Warner bietet nunmehr ein herausragend konzipiertes Beispiel dafür, was ein moderner Multi-Launch-Coaster kann. Genauer sind es mehr als 1.010 abwechslungsreiche Streckenmeter in 111 Sekunden.
Die Launches und Boosts ziehen schön knackig durch, die Bahn bietet besondere, teils neu interpretierte Elemente, wartet mit klasse Airtime- wie auch Hangtime-Momenten auf und die Kräfteverhältnisse bewegen sich – zumindest nach meinem Empfinden – in der perfekten Mitte zwischen moderat und intensiv. Abwechslung und Spaß pur. Natürlich supersmooth. Und dann sieht „Batman Gotham City Escape“ auch noch so prächtig aus:
Die kurzen 12-Personen-Züge kommen in einem Award-verdächtigen und teils leuchtenden Batmobil-Design daher – mit erhöhten Floorless-Sitzen und einem OnBoard-Soundsystem, das aber derzeit offenbar noch feingeschliffen wird. Dazu kommt die schlanke und ästhetische Stahlschiene, die sich prominent mitten durch das Zentrum des Parque Warner zieht, lackiert in einem edel glänzenden Mitternachtsschwarz.
Stell dir vor, wie du morgens bei zart bewölktem Himmel und 28 Grad in kurzer Hose und T-Shirt in den Park hineinläufst und wie sich am Ende der glamourösen Hollywood-Main-Street der spektakuläre Scenic-Top-Hat der neuen Attraktion erhebt. Gerade schleicht einer der Züge darüber und dessen anschließender Drop zündet jedes verfügbare Level der Vorfreude. Diese Standortwahl und Inszenierung sind einfach der Hammer.
Bereicherung für die europäische Achterbahn-Landschaft
Tatsächlich habe ich bei „Batman Gotham City Escape“ nichts auszusetzen. Die Achterbahn ist eine rundum gelungene Neuheit und aus meiner Sicht die bessere Achterbahnneuheit 2023 als „Toutatis“. Trotz leider nur einer Fahrt, dafür aber in der ersten Reihe, hat es die Bahn in meinem persönlichen Ranking auf Anhieb sehr weit nach vorne geschafft. Gefühlt ist sie neben „Zadra“, „Kondaa“, „Taron“ und „FLY“ unter meinen Top 5, doch ehe ich nicht weitere Fahrten auf „Gotham City Escape“ absolviert habe, möchte ich das nicht final in Stein meißeln.
Was man aber in jedem Fall sagen kann, ist, dass „Batman Gotham City Escape“ eine wahre Bereicherung für die europäische Coaster-Landschaft ist und dass der Parque Warner in Zusammenarbeit mit Intamin und den Thematisierungs-Beauftragten von P&P Projects ganze Arbeit geleistet hat. Die Achterbahn ist definitiv ein Anlass, nach Madrid zu reisen und den Parque Warner zu besuchen. Ich würde es jedenfalls sofort wieder tun.
Wenn sich deine Reiseplanung im Laufe dieser Reportage konkretisiert haben, wünsche ich dir viel Spaß. Weitere Informationen zum Parque Warner und zur Besuchsplanung findest du auf https://www.parquewarner.com/. Ansonsten empfehle ich dir, mir auf Instagram und / oder Facebook zu folgen, um up to date zu bleiben. Wir seh’n uns 🙂